J. S. Bach – Die Apokalypse

Drei Fragen an Thomas Höft

 

Welche programmatische Idee liegt Ihrer Aufführung »Apocalypse« mit Musik von Johann Sebastian Bach zugrunde?

Der totale Synkretismus. Serge van Vegge, die die Musik zusammengestellte, hat Fragmente aus Werken Bachs genommen und die zusammengewebt, als wäre Bach ein neoromantischer Komponist, der die barocken Formen aufgegeben hätte. Dann haben wir noch einen Erzähler eingefügt, der melodramatisch spricht, als hätte sich der Evangelist in ein Stück von Brecht verirrt. Und dann haben wir noch den religiösen Fanatismus der Münsteraner Wiedertäufer mit heutigen Verirrungen enggeführt, das alles begleitet von einem Barockorchester. Klingt schräg, funktioniert aber durchschlagend.

Nach welchen Kriterien wurden die einzelnen Bestandteile des Programms aus den Bach-Kantaten ausgewählt?

Ganz einfach: danach, ob sie dramaturgisch und vor allem emotional im gesamten theatralischen Zusammenhang Sinn machen. Aber die Zitate stammen nicht nur aus den Kantaten, sondern auch aus Passionen und Instrumentalwerken.

»… die Oper, die Bach nie geschrieben hat« – so ist Ihre Aufführung angekündigt. Mal Hand aufs Herz: Hätte Bach Ihrer Meinung nach vielleicht doch eine Oper geschrieben, wenn er in Leipzig dazu die Möglichkeit gehabt hätte?

Oh, ganz sicher hätte Bach Opern geschrieben. Eine Art »Opera buffa« hat er ja in der Kaffeekantate schon vorgelegt. Und ich stelle mir vor, er hätte bestimmt eine italienische »Opera seria« vertont mit einem antiken Stoff, so etwas wie Metastasios »La clemenza di Tito«. Was er sicher auf gar keinen Fall gemacht hätte: eine Oper über die Wiedertäufer. Aber dafür sind ja wir da.

 

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