Cello-Suiten

Drei Fragen an Jean-Guihen Queyras

Foto: Marco Borggreve

 

Für Cellisten sind Bachs Solo-Suiten zugleich Standardliteratur und lebenslange Herausforderung. Können Sie Ihre Faszination an den Suiten kurz beschreiben?

Es ist sehr schwierig, in Kurzform eine lebenslange Liebe zu beschreiben! Die Suiten geben uns die Fähigkeit, mit unserem kleinen, viersaitigen Instrument loszufliegen und in die unwahrscheinlichsten und variiertesten Universen zu reisen. Ein einmaliges Erlebnis!

In Leipzig spielen Sie alle sechs Suiten an einem Abend. Welche musikalische Entwicklung ist in der Folge zwischen den Suiten Nr. 1 und Nr. 6 zu spüren?

Die erste Suite G-Dur lässt uns die Natur der Harmonie kennenlernen, die zweite Suite in d-Moll ist für mich eine menschliche Reflexion. In der dritten Suite C-Dur erkenne ich den reinen Ausdruck der menschlichen Freude, die vierte Suite Es-Dur dagegen gleicht meiner Meinung nach einer Forschung nach dem Sinn des Lebens. Die fünfte Suite c-Moll würde ich als eine Erforschung des Unvollendeten bzw. des Nichts definieren, die sechste Suite D-Dur schließlich empfinde ich als Ausdruck eines unwiderstehliches Glaubens an die universelle Liebe.

Eine Gesamtaufführung der sechs Suiten umfasst mehr als 40 Einzelsätze. Haben Sie einen Lieblingssatz, auf den Sie sich im Laufe des Abends ganz besonders freuen?

Ganz klar, die Allemande der 6. Suite!

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