Bachs Messias 6: Libretto
Geist und Seele wird verwirret, BWV 35 |
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Erster Teil | |
1. Concerto | |
Lesung |
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Die Heilung eines Tauben | Jesus heals a deaf and mute man |
Jesus kam durch Sidon an das Galiläische Meer, mitten in das Gebiet der Zehn Städte. Und sie brachten zu ihm einen, der taub war und stammelte, und baten ihn, dass er ihm die Hand auflege. Und er nahm ihn aus der Menge beiseite und legte ihm die Finger in die Ohren und spuckte aus und berührte seine Zunge – und sah auf zum Himmel und seufzte und sprach zu ihm: Hefata!, das heißt: Öffne dich! Und sogleich öffneten sich seine Ohren auf, und die Fessel seiner Zunge wurde gelöst, und er redete ganz normal. Und Jesus gebot der Menge, sie sollten’s niemandem sagen. Je mehr er’s ihnen aber verbot, desto mehr verbreiteten sie es. Und sie wunderten sich über die Maßen und sprachen: Er hat alles wohl gemacht; die Tauben macht er hören und die Sprachlosen reden. | Then Jesus left the vicinity of Tyre and went through Sidon, down to the Sea of Galilee and into the region of the Decapolis. There some people brought to him a man who was deaf and could hardly talk, and they begged Jesus to place his hand on him. After he took him aside, away from the crowd, Jesus put his fingers into the man’s ears. Then he spit and touched the man’s tongue. He looked up to heaven and with a deep sigh said to him, »Ephphatha!« (which means »Be opened!«). At this, the man’s ears were opened, his tongue was loosened and he began to speak plainly. Jesus commanded them not to tell anyone. But the more he did so, the more they kept talking about it. People were overwhelmed with amazement. »He has done everything well,« they said. »He even makes the deaf hear and the mute speak.« |
Markus 7, 31–37 | |
2. Arie | |
Geist und Seele wird verwirret, wenn sie dich, mein Gott, betracht’. Denn die Wunder, so sie kennet und das Volk mit Jauchzen nennet, hat sie taub und stumm gemacht. |
Spirit and soul are bewildered when they consider you, my God. For the miracles they know, that people name with joyful shouts, have made them deaf and dumb. |
Lesung |
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Heilung eines Wassersüchtigen – Mahnung zur Bescheidenheit | Jesus at a Pharisee’s house |
Es begab sich, dass Jesus an einem Sabbat in das Haus eines Oberen der Pharisäer kam, das Brot zu essen, und sie beobachteten ihn genau. Und siehe, da war ein Mensch vor ihm, der war wassersüchtig. Und Jesus wandte sich zu den Schriftgelehrten und Pharisäern und fragte: Ist’s erlaubt, am Sabbat zu heilen oder nicht? Sie aber schwiegen still. Und er fasste ihn an und heilte ihn und ließ ihn gehen. Und er sprach zu ihnen: Wer ist unter euch, dem sein Sohn oder sein Ochse in den Brunnen fällt und der ihn nicht sofort herauszieht, selbst am Sabbat? Und sie konnten darauf keine Antwort geben. | One Sabbath, when Jesus went to eat in the house of a prominent Pharisee, he was being carefully watched. There in front of him was a man suffering from abnormal swelling of his body. Jesus asked the Pharisees and experts in the law, »Is it lawful to heal on the Sabbath or not?« But they remained silent. So taking hold of the man, he healed him and sent him on his way. Then he asked them, »If one of you has a child or an ox that falls into a well on the Sabbath day, will you not immediately pull it out?« And they had nothing to say. |
Er sagte aber ein Gleichnis zu den Gästen, als er merkte, wie sie sich Plätze aussuchten, um oben am Tisch zu sitzen, und sprach zu ihnen: Wenn du von jemandem zur Hochzeit geladen bist, so setze dich nicht obenan; denn es könnte einer eingeladen sein, der angesehener ist als du, und dann kommt der, der dich und ihn eingeladen hat, und sagt zu dir: Mach Platz für ihn!, und du müsstest dann beschämt untenan sitzen. Sondern wenn du eingeladen bist, so geh hin und setz dich untenan, damit der, der dich eingeladen hat, zu dir sagt: Freund, rücke hinauf! Dann wirst du Ehre haben vor allen, die mit dir zu Tisch sitzen. Denn wer sich selbst erhöht, der soll erniedrigt werden; und wer sich selbst erniedrigt, der soll erhöht werden. | When he noticed how the guests picked the places of honour at the table, he told them this parable: »When someone invites you to a wedding feast, do not take the place of honour, for a person more distinguished than you may have been invited. If so, the host who invited both of you will come and say to you, Give this person your seat. Then, humiliated, you will have to take the least important place. But when you are invited, take the lowest place, so that when your host comes, he will say to you, Friend, move up to a better place. Then you will be honored in the presence of all the other guests. For all those who exalt themselves will be humbled, and those who humble themselves will be exalted.« |
Jesus aber sprach auch zu dem, der ihn eingeladen hatte und sagte: Wenn du ein Mittags- oder Abendmahl machst, so lade weder deine Freunde noch deine Brüder noch deine Verwandten noch reiche Nachbarn ein, damit sie dich nicht etwa wieder einladen und dir vergolten wird. Sondern wenn du ein Mahl machst, so lade Arme, Verkrüppelte, Lahme und Blinde ein. Dann wirst du selig sein, denn sie haben nichts, um es dir zu vergelten; es wird dir aber vergolten werden bei der Auferstehung der Gerechten. | Then Jesus said to his host, »When you give a luncheon or dinner, do not invite your friends, your brothers or sisters, your relatives, or your rich neighbours; if you do, they may invite you back and so you will be repaid. But when you give a banquet, invite the poor, the crippled, the lame, the blind, and you will be blessed. Although they cannot repay you, you will be repaid at the resurrection of the righteous.« |
Lukas 14, 1–14 | |
Wer sich selbst erhöhet, der soll erniedriget werden, BWV 47 |
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1. Chor | |
Wer sich selbst erhöhet, der soll erniedriget werden, und wer sich selbst erniedriget, der soll erhöhet werden. |
Whoever exalts himself shall be abased, and whoever humbles himself shall be exalted. |
Lukas, 14, 11 | |
2. Arie | |
Sopran Wer ein wahrer Christ will heißen, muss der Demut sich befleißen; Demut stammt aus Jesu Reich. Hoffart ist dem Teufel gleich. Gott pflegt alle die zu hassen, so den Stolz nicht fahrenlassen. |
Whoever would be called a true Christian must study humility. Humility comes from Jesus’s kingdom. Haughtiness is like the devil. God cultivates hatred for all those who do not abandon haughtiness. |
3. Rezitativ | |
Bass Der Mensch ist Kot, Stank, Asch und Erde; ists möglich, dass vom Übermut, als einer Teufelsbrut, er noch bezaubert werde? Ach, Jesus, Gottes Sohn, der Schöpfer aller Dinge, ward unsertwegen niedrig und geringe, er duld’te Schmach und Hohn; und du, du armer Wurm, suchst dich zu brüsten? Gehört sich das vor einen Christen? Geh, schäme dich, du stolze Kreatur, tu Buß und folge Christi Spur; wirf dich vor Gott im Geiste gläubig nieder! Zu seiner Zeit erhöht er dich auch wieder. |
Man is excrement, stench, ashes, and earth; is it possible that by arrogance, like a devil’s brood, he will still be bewitched? Ah Jesus, God’s son, the creator of all things, became for our sake lowly and small; he endured disgrace and mockery; and do you, you poor worm, seek to put on airs? Is that fit for a Christian? Go, shame on you, you proud creature, do penance and follow Christ’s footsteps; throw yourself down before God in a faithful spirit! In due time he will exalt you again. |
Lesung |
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Das Gleichnis vom königlichen Hochzeitsmahl | The parable of the wedding banquet |
Und Jesus redete abermals in Gleichnissen zu den Pharisäern und Hohepriestern und sprach: Das Himmelreich gleicht einem König, der seinem Sohn die Hochzeit ausrichtete. Und er sandte seine Knechte aus, die Gäste zur Hochzeit zu rufen; doch sie wollten nicht kommen. Er sandte nochmals andere Knechte aus und sprach: Sagt den Gästen: Seht, meine Mahlzeit habe ich bereitet, meine Ochsen, meine Mastkälber sind geschlachtet, alles ist bereit; kommt zur Hochzeit! Aber die Eingeladenen beachteten es nicht und gingen weg, einer auf seinen Acker, der andere an sein Geschäft. Die Übrigen aber ergriffen seine Knechte, misshandelten und töteten sie. | Jesus spoke to them again in parables, saying: »The kingdom of heaven is like a king who prepared a wedding banquet for his son. He sent his servants to those who had been invited to the banquet to tell them to come, but they refused to come. Then he sent some more servants and said, ›Tell those who have been invited that I have prepared my dinner: My oxen and fattened cattle have been butchered, and everything is ready. Come to the wedding banquet.‹ But they paid no attention and went off – one to his field, another to his business. The rest seized his servants, mistreated them and killed them. |
Da wurde der König zornig und schickte seine Soldaten aus und brachte diese Mörder um und zündete ihre Stadt an. Dann sprach er zu seinen Knechten: Die Hochzeit ist zwar bereit, aber die Gäste waren’s nicht wert. Darum geht hinaus auf die Straßen und ladet zur Hochzeit ein, wen ihr findet. Und die Knechte gingen auf die Straßen hinaus und brachten zusammen, alle, die sie fanden, Böse und Gute; und der Hochzeitssaal war voll mit Gästen. | The king was enraged. He sent his army and destroyed those murderers and burned their city. Then he said to his servants, ›The wedding banquet is ready, but those I invited did not deserve to come. So go to the street corners and invite to the banquet anyone you find.‹ So the servants went out into the streets and gathered all the people they could find, the bad as well as the good, and the wedding hall was filled with guests. |
Da ging der König hinein zum Mahl, sich die Gäste anzusehen, und sah da einen Menschen, der war nicht für eine Hochzeit gekleidet, und er sprach zu ihm: Freund, wie bist du hier hereingekommen und bist gar nicht für eine Hochzeit angezogen? Er aber wusste nichts zu sagen. Da sprach der König zu seinen Dienern: Bindet ihn an Händen und Füßen und werft ihn hinaus in die Finsternis! Da wird Heulen und Zähneklappern sein. Denn viele sind berufen, aber wenige sind auserwählt. | But when the king came in to see the guests, he noticed a man there who was not wearing wedding clothes. He asked, ›How did you get in here without wedding clothes, friend?‹ The man was speechless. Then the king told the attendants, ›Tie him hand and foot, and throw him outside, into the darkness, where there will be weeping and gnashing of teeth. For many are invited, but few are chosen.‹« |
Matthäus 22, 1–14 | |
Ich geh und suche mit Verlangen, BWV 49 |
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1. Sinfonia | |
2. Arie | |
Jesus (Bass) Ich geh und suche mit Verlangen dich, meine Taube, schönste Braut. Sag an, wo bist du hingegangen, dass dich mein Auge nicht mehr schaut? |
I go and seek you with longing, my dove, fairest bride. Tell me, where have you gone, so that my eye no longer sees you? |
3. Rezitativ [und Arioso] | |
Jesus Mein Mahl ist zubereit’ und meine Hochzeittafel fertig, nur meine Braut ist noch nicht gegenwärtig. |
My dinner is prepared and my wedding table ready, only my bride is still not present. |
Seele (Sopran) Mein Jesus red’t von mir; o Stimme, welche mich erfreut! |
My Jesus speaks of me; O voice that delights me! |
Jesus Ich geh und suche mit Verlangen dich, meine Taube, schönste Braut. |
I go and seek you with longing, my dove, fairest bride. |
Seele Mein Bräutigam, ich falle dir zu Füßen. |
My Bridegroom, I fall at your feet. |
Jesus Komm, Schönste, komm und lass dich küssen, du sollst mein fettes Mahl genießen. |
Come, fairest one, come and let me kiss you, you shall enjoy my feast of fat things. |
Seele Komm, Schönster, komm und lass dich küssen, lass mich dein fettes Mahl genießen. |
Come, fairest one, come and let me kiss you, let me enjoy your feast of fat things. |
Jesus Komm, liebe Braut, und eile nun, die Hochzeitkleider anzutun. |
Come, dear bride, and hasten now to put on the wedding garments. |
Seele Mein Bräutigam! ich eile nun, die Hochzeitkleider anzutun. |
My bridegroom, I hasten now to put on the wedding garments. |
4. Arie | |
Sopran Ich bin herrlich, ich bin schön, meinen Heiland zu entzünden. Seines Heils Gerechtigkeit ist mein Schmuck und Ehrenkleid; und damit will ich bestehn, wenn ich werd in Himmel gehn. |
I am glorious, I am fair to inflame my saviour. The righteousness of his salvation is my adornment and robe of honour; and with these I shall pass through when I am bound for heaven. |
5. Rezitativ (Dialog) | |
Seele Mein Glaube hat mich selbst so angezogen. |
My faith itself has thus clothed me. |
Jesus So bleibt mein Herze dir gewogen, so will ich mich mit dir in Ewigkeit vertrauen und verloben. |
Thus my heart remains well-disposed to you, thus to you will I entrust and betrothe myself in eternity. |
Seele Wie wohl ist mir! Der Himmel ist mir aufgehoben, die Majestät ruft selbst und sendet ihre Knechte, dass das gefallene Geschlechte im Himmelssaal bei dem Erlösungsmahl zu Gaste möge sein, hier komm ich, Jesu, lass mich ein! |
How blessed am I! Heaven is reserved for me: his majesty himself calls and send his servants so that the fallen race in the heavenly chamber at the meal of redemption may be his guests; here I come, Jesus, let me in! |
Jesus Sei bis in Tod getreu, so leg ich dir die Lebenskrone bei. |
Be faithful unto death, then I will set upon you the crown of life. |
6. Arie [und Choral] | |
Jesus Dich hab ich je und je geliebet, |
I have loved you for ever and ever, |
Seele Wie bin ich doch so herzlich froh, dass mein Schatz ist das A und O, der Anfang und das Ende. |
How heartily glad am I that my treasure is the Alpha and Omega, the beginning and the end. |
Jesus und darum zieh ich dich zu mir. |
And therefore I draw you to Me. |
Seele Er wird mich doch zu seinem Preis aufnehmen in das Paradeis; des klopf ich in die Hände. |
He will indeed – praise be to him! – take me up into paradise; for which I clap my hands. |
Jesus Ich komme bald, |
I come soon, |
Seele Amen! Amen! |
Amen! Amen! |
Jesus ich stehe vor der Tür, |
I stand before the door, |
Seele Komm, du schöne Freudenkrone, bleib nicht lange! |
Come, you fair crown of joy, do not delay for long! |
Jesus mach auf, mein Aufenthalt! |
Open up, my place of residence! |
Seele Deiner wart ich mit Verlangen. |
I await you with longing. |
Jesus Dich hab ich je und je geliebet, und darum zieh ich dich zu mir. |
I have loved you for ever and ever, and therefore I draw you to me. |
Unter Verwendung der Strophe 7 des Liedes »Wie schön leuchtet der Morgenstern« von Philipp Nicolai 1599 | |
Lesung |
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Der Pharisäer und der Zöllner | The parable of the Pharisee and the tax collector |
Jesus sagte zu einigen, die überzeugt waren, fromm und gerecht zu sein, und alle anderen verachteten, ein weiteres Gleichnis: Es gingen zwei Menschen hinauf in den Tempel, um zu beten, der eine ein Pharisäer, der andere ein Zöllner. Der Pharisäer stand und betete für sich so: Ich danke dir, Gott, dass ich nicht bin wie die andern Leute, Räuber, Ungerechte, Ehebrecher, oder auch wie dieser Zöllner. Ich faste zweimal in der Woche und gebe den Zehnten von allem, was ich einnehme. Der Zöllner aber stand ferne, wollte auch die Augen nicht aufheben zum Himmel, sondern schlug an seine Brust und sprach: Gott, sei mir Sünder gnädig! Ich sage euch: Der Zöllner ging gerechtfertigt hinab in sein Haus, der Pharisäer nicht. Denn wer sich selbst erhöht, der wird erniedrigt werden; und wer sich selbst erniedrigt, der wird erhöht werden. | To some who were confident of their own righteousness and looked down on everyone else, Jesus told this parable: »Two men went up to the temple to pray, one a Pharisee and the other a tax collector. The Pharisee stood by himself and prayed: ›God, I thank you that I am not like other people – robbers, evildoers, adulterers – or even like this tax collector. I fast twice a week and give a tenth of all I get.‹ But the tax collector stood at a distance. He would not even look up to heaven, but beat his breast and said, ›God, have mercy on me, a sinner.‹ I tell you that this man, rather than the other, went home justified before God. For all those who exalt themselves will be humbled, and those who humble themselves will be exalted.« |
Lukas 18, 9–14 | |
Siehe zu, dass deine Gottesfurcht nicht Heuchelei sei, BWV 179 |
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1. Chor | |
Siehe zu, dass deine Gottesfurcht nicht Heuchelei sei, und diene Gott nicht mit falschem Herzen! |
See to it that your fear of God be not hypocrisy, and do not serve God with a false heart! |
nach Jesus Sirach 1, 28–29 | |
2. Rezitativ | |
Tenor Das heutge Christentum ist leider schlecht bestellt: Die meisten Christen in der Welt sind laulichte Laodizäer und aufgeblasne Pharisäer, die sich von außen fromm bezeigen und wie ein Schilf den Kopf zur Erde beugen; im Herzen aber steckt ein stolzer Eigenruhm. Sie gehen zwar in Gottes Haus und tun daselbst die äußerlichen Pflichten, macht aber dies wohl einen Christen aus? Nein, Heuchler könnens auch verrichten. |
Today’s Christianity is sadly in a sorry state: Most Christians in the world are lukewarm Laodiceans or puffed-up Pharisees, who appear pious from without and like a reed bow their head to the earth; but in their heart is hidden a proud self-glorification. They do indeed go into God’s house and there perform their outward duties; but does this make a Christian? No! hypocrites can do that too! |
3. Arie | |
Tenor Falscher Heuchler Ebenbild können Sodomsäpfel heißen, die mit Unflat angefüllt und von außen herrlich gleißen. Heuchler, die von außen schön, können nicht vor Gott bestehn. |
The image of false hypocrites could be called Sodom’s apples, which are filled with filth but from without gleam splendidly. Hypocrites, who are outwardly fine, cannot endure before God. |
4. Rezitativ | |
Bass Wer so von innen wie von außen ist, der heißt ein wahrer Christ. So war der Zöllner in dem Tempel, der schlug in Demut an die Brust, er legte sich nicht selbst ein heilig Wesen bei; und diesen stelle dir, o Mensch, zum rühmlichen Exempel in deiner Buße für; bist du kein Räuber, Ehebrecher, kein ungerechter Ehrenschwächer, ach, bilde dir doch ja nicht ein, du seist deswegen engelrein! Bekenne Gott in Demut deine Sünden, so kannst du Gnad und Hülfe finden! |
He who is the same inside and out is called a true Christian. Thus was the publican in the temple: He beat his breast in humility, he did not attribute to himself a pious character; and set this before you, o man, as a laudable example in your penance! Though you are no robber or adulterer, no unjust slanderer, ah, do not then fancy that you are on that account angel-pure! Acknowledge your sins to God in humility, then you can find grace and help! |
5. Arie | |
Sopran Liebster Gott, erbarme dich, lass mir Trost und Gnad erscheinen! Meine Sünden kränken mich als ein Eiter in Gebeinen. Hilf mir, Jesu, Gottes Lamm, ich versink im tiefen Schlamm! |
Dearest God, have mercy: Let comfort and grace appear to me! My sins afflict me like rottenness in the bones; help me Jesus, God’s Lamb, I sink in a deep mire! |
6. Choral | |
Ich armer Mensch, ich armer Sünder steh hier vor Gottes Angesicht. Ach Gott, ach Gott, verfahr gelinder und geh nicht mit mir ins Gericht! Erbarme dich, erbarme dich, Gott, mein Erbarmer, über mich! |
I, poor man, poor sinner, stand here before God’s countenance. Ah God, ah God, deal more leniently and enter not into judgement with me! Have mercy, have mercy, God, my merciful one, upon me! |
Strophe 1 aus dem gleichnamigen Lied von Christoph Tietze 1663 | |
Bild / Image: Martin Luther: Das Newe Testament Deutzsch
[Septembertestament]. Vuittemberg 1522
© Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel
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