Bachs Faust

Drei Fragen an Bachfest-Intendant Michael Maul

Nach dem »Kantaten-Ring« (2018) und »Bachs Messias« (2021) nun »Bachs Faust«. Müssen jetzt auch die Giganten der Literaturgeschichte für Ihre Projekte herhalten?

Aber ja, jedoch diesmal nicht nur deren Titel. Als mir klar wurde, dass 2025 Auerbachs Keller 500 Jahre alt wird, hatte ich die Schnapsidee, Goethes »Faust« mit Musik Bachs zu ›verheiraten‹. Will heißen: Ich habe mir vorgestellt, was wäre herausgekommen, hätte Bach den Auftrag erhalten, den ersten Teil der Tragödie hier und da mit eigenen Werken zu untermalen und zu kommentieren, sprich: in eine Art Singspiel zu transformieren?

Und das funktioniert?

Erstaunlich gut! Weil Goethe in der Handlung ohnehin viel Musik vorgesehen hat – etwa den Choral »Christ ist erstanden« in der Giftbecher-Szene oder das »Dies irae«, als Gretchen in der Kirche dem bösen Geist begegnet. In Bachs Œuvre gibt es, wie ich finde, sehr viel passende Stücke, auch solche, die im Kontext des Fausts die Handlung durch die Brille des moralisierenden christlichen Ethos kommentieren – und ich glaube auch, in seinen Kantaten den idealen Soundtrack für den Osterspaziergang gefunden zu haben.
Funktionieren wird das Ganze aber auch wegen der erlesenen Mitwirkenden. Ich bin überglücklich, dass mit Burghart Klaußner einer der bekanntesten Faust-Darsteller sofort angebissen hat und mit ihm die brillante Lea Ruckpaul, zudem Deutschlands vielleicht bekannteste Sprecherstimme Frank Arnold als Mephisto. Alle freuen sich unbändig darauf, den Faust einmal am Originalschauplatz der fünften Szene geben zu können!

Das wird eine lange Vorstellung, oder?

Ja, obwohl ich die Handlung auf circa 120 Minuten und die drei Protagonisten eingekürzt habe. Doch keine Sorge, vor der Aufführung stärken sich alle vor Ort mit einem feinen Menü – kulinarischer, musikalischer und sprachlicher Hochgenuss, alles in einem, und dies genau dort, wo schon der Leipziger Student Goethe zechte. Mit anderen Worten: Dieses Verschmelzen der Kronjuwelen Leipziger Kulturgeschichte wird sicher ein ganz besonderes Konzerterlebnis werden!

So, 15. Juni / 18.00 h / Auerbachs Keller / No 66
Mo, 16. Juni / 12.00 h / Auerbachs Keller / No 83
Mo, 16. Juni / 18.00 h / Auerbachs Keller / No 92
Di, 17. Juni / 12.00 h / Auerbachs Keller / No 102

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