Bachs Messias 5: Libretto
Gleichwie der Regen und Schnee vom Himmel fällt, BWV 18 |
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1. Sinfonia | |
2. Rezitativ | |
Bass (Johannes Schendel) Gleichwie der Regen und Schnee vom Himmel fällt und nicht wieder dahin kommet, sondern feuchtet die Erde und macht sie fruchtbar und wachsend, dass sie gibt Samen zu säen und Brot zu essen: Also soll das Wort, so aus meinem Munde gehet, auch sein; es soll nicht wieder zu mir leer kommen, sondern tun, das mir gefället, und soll ihm gelingen, dazu ich’s sende. |
Just as the rain and snow fall from heaven and do not return again, but rather moisten the earth and make it fruitful and fertile, so that it gives seeds to sow and bread to eat: so too shall be the word that goes out of my mouth; it shall not return to me empty, but rather do what pleases me, and it shall succeed in the purpose for which I send it. |
Jesaja 55, 10–11 | |
Lesung |
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Das Gleichnis vom Sämann | The parable of the sower |
Als nun eine große Menge beieinander war und sie aus jeder Stadt zu Jesus eilten, sprach er durch ein Gleichnis: Es ging ein Sämann aus zu säen seinen Samen. Und indem er säte, fiel einiges an den Weg und wurde zertreten, und die Vögel unter dem Himmel fraßen’s auf. Und anderes fiel auf den Fels; und als es aufging, verdorrte es, weil es keine Feuchtigkeit hatte. Und anderes fiel mitten unter die Dornen; und die Dornen gingen mit auf und erstickten’s. Und anderes fiel auf das gute Land; und es ging auf und trug hundertfach Frucht. | While a large crowd was gathering and people were coming to Jesus from town after town, he told this parable: »A farmer went out to sow his seed. As he was scattering the seed, some fell along the path; it was trampled on, and the birds ate it up. Some fell on rocky ground, and when it came up, the plants withered because they had no moisture. Other seed fell among thorns, which grew up with it and choked the plants. Still other seed fell on good soil. It came up and yielded a crop, a hundred times more than was sown.« |
Es fragten ihn aber seine Jünger, was dies Gleichnis bedeute. Er aber sprach: Euch ist’s gegeben, zu verstehen die Geheimnisse des Reiches Gottes, den andern aber ist’s gegeben in Gleichnissen, dass sie es sehen und doch nicht sehen und hören und nicht verstehen. Das ist aber das Gleichnis: Die Saat, das ist das Wort Gottes. Das, was auf den Weg fällt, das sind die, die es hören; doch dann kommt der Teufel und nimmt das Wort wieder weg von ihrem Herzen, damit sie nicht glauben und selig werden. Was auf felsigen Grund fällt, das sind die: Wenn sie es hören, nehmen sie das Wort mit Freuden an. Sie haben aber keine Wurzel; eine Zeit lang glauben sie, doch zu der Zeit der Anfechtung fallen sie ab. Was aber unter die Dornen fällt, das sind die, die es hören und gehen hin und ersticken unter den Sorgen, dem Reichtum und den Freuden des Lebens und bringen keine Frucht zur Reife. Was aber auf gutes Land fällt, das sind die, die das Wort hören und behalten in einem feinen, guten Herzen und bringen zuverlässig Frucht. | His disciples asked him what this parable meant. He said, »The knowledge of the secrets of the kingdom of God has been given to you, but to others I speak in parables, so that, though seeing, they may not see; though hearing, they may not understand. This is the meaning of the parable: The seed is the word of God. Those along the path are the ones who hear, and then the devil comes and takes away the word from their hearts, so that they may not believe and be saved. Those on the rocky ground are the ones who receive the word with joy when they hear it, but they have no root. They believe for a while, but in the time of testing they fall away. The seed that fell among thorns stands for those who hear, but as they go on their way they are choked by life’s worries, riches and pleasures, and they do not mature. But the seed on good soil stands for those with a noble and good heart, who hear the word, retain it, and by persevering produce a crop.« |
Lukas 8, 4–15 | |
5. Choral | |
Ich bitt, o Herr, aus Herzensgrund, du wollst nicht von mir nehmen dein heilges Wort aus meinem Mund; so wird mich nicht beschämen mein’ Sünd und Schuld, denn in dein’ Huld setz ich all mein Vertrauen: Wer sich nur fest darauf verlässt, der wird den Tod nicht schauen. |
I pray, O Lord, from the depth of my heart that you will not take your holy word out of my mouth; then I will not be ashamed of my sin and guilt, for in your favour I place all my trust. Whoever firmly relies upon it will not see death. |
Strophe 8 aus »Durch Adams Fall ist ganz verderbt« von Lazarus Spengler 1524 | |
Lesung |
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Jesus stillt den Sturm (1) | Jesus calms the storm (1) |
Als aber Jesus die Menge um sich sah, befahl er, hinüber ans andre Ufer zu fahren. Und es trat ein Schriftgelehrter herzu und sprach zu ihm: Meister, ich will dir folgen, wohin du gehst. Jesus sagt zu ihm: Die Füchse haben Gruben und die Vögel unter dem Himmel haben Nester; aber der Menschensohn hat nichts, wo er sein Haupt hinlegen kann. Ein anderer aber, einer seiner Jünger, sprach zu ihm: Herr, erlaube mir, dass ich zuvor hingehe und meinen Vater begrabe. Aber Jesus spricht zu ihm: Folge mir nach und lass die Toten ihre Toten begraben! Und er stieg in das Boot und seine Jünger folgten ihm. Und siehe, da war ein großer Sturm auf dem See, sodass Wellen über das Boot schlugen. Jesus aber schlief. | When Jesus saw the crowd around him, he gave orders to cross to the other side of the lake. Then a teacher of the law came to him and said, »Teacher, I will follow you wherever you go.« Jesus replied, »Foxes have dens and birds have nests, but the Son of Man has no place to lay his head.« Another disciple said to him, »Lord, first let me go and bury my father.« But Jesus told him, »Follow me, and let the dead bury their own dead.« Then he got into the boat and his disciples followed him. Suddenly a furious storm came up on the lake, so that the waves swept over the boat. But Jesus was sleeping. |
Matthäus 8, 18–24 | |
Jesus schläft, was soll ich hoffen, BWV 81 |
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1. Arie | |
Alt (Hildegard Rützel) Jesus schläft, was soll ich hoffen? Seh ich nicht mit erblasstem Angesicht schon des Todes Abgrund offen? |
Jesus sleeps: what hope have I? Do I not see, with face turned pale, death’s abyss open already? |
2. Rezitativ | |
Tenor (Christian Mücke) Herr, warum trittest du so ferne? Warum verbirgst du dich zur Zeit der Not, da alles mir ein kläglich Ende droht? Ach, wird dein Auge nicht durch meine Not beweget so sonsten nie zu schlummern pfleget? Du wiesest ja mit einem Sterne vordem den neubekehrten Weisen, den rechten Weg zu reisen. Ach, leite mich durch deiner Augen Licht, weil dieser Weg nichts als Gefahr verspricht. |
Lord, why do you stand so far off? Why do you hide yourself in times of trouble, when for me all threatens a woeful end? Ah, does my distress not move your eye, otherwise never wont to slumber? Once with a star you did indeed make wise the wise man, neophytes in Christ, as to the righteous way to travel. Ah, lead me by the light of your eyes, for this way promises nothing but danger. |
Anfang nach Psalm 10, 1 | |
3. Arie | |
Tenor (Minsub Hong) Die schäumenden Wellen von Belials Bächen verdoppeln die Wut. Ein Christ soll zwar wie Felsen stehn, wenn Trübsalswinde um ihn gehn, doch suchet die stürmende Flut die Kräfte des Glaubens zu schwächen. |
The foaming waves of Belial’s waters redouble their rage. A christian should indeed stand like a rock when affliction’s winds go round him, yet the storming torrent seeks to weaken the strength of faith. |
Lesung |
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Jesus stillt den Sturm (2) | Jesus calms the storm (2) |
Und die Jünger traten zu Jesus, weckten ihn auf und sprachen: Herr, hilf, wir gehen unter! Da sagt er zu ihnen: | The disciples went and woke him, saying, »Lord, save us! We’re going to drown!« He replied: |
Matthäus 8, 26a | |
4. Arioso | |
Bass (Matthias Lutze) Ihr Kleingläubigen, warum seid ihr so furchtsam? |
You of little faith, why are you so fearful? |
Matthäus 8, 26a | |
Lesung |
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Jesus stillt den Sturm (3) | Jesus calms the storm (3) |
Und Jesus stand auf und bedrohte den Wind und das Meer; und es ward eine große Stille. | Then he got up and rebuked the winds and the waves, and it was completely calm. |
Matthäus 8, 26b | |
5. Arie | |
Bass (Matthias Lutze) Schweig, aufgetürmtes Meer! Verstumme, Sturm und Wind! Dir sei dein Ziel gesetzet, damit mein auserwähltes Kind kein Unfall je verletzet. |
Peace, towering sea! Be still, storm and wind! May your time be so determined that my chosen child is not injured by any incident. |
6. Rezitativ | |
Alt (Hildegard Rützel) Wohl mir, mein Jesus spricht ein Wort, mein Helfer ist erwacht, so muss der Wellen Sturm, des Unglücks Nacht und aller Kummer fort. |
Blessed am I: my Jesus speaks the word, my helper has awoken; then the waves’ storm, misfortune’s night, and all sorrow must be gone. |
Lesung |
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Jesus stillt den Sturm (4) | Jesus calms the storm (4) |
Die Menschen aber verwunderten sich und sprachen: Was ist das für ein Mann, dass ihm Wind und Meer gehorsam sind. | The men were amazed and asked, »What kind of man is this? Even the winds and the waves obey him!« |
Matthäus 8, 27 | |
7. Choral | |
Unter deinen Schirmen bin ich für den Stürmen aller Feinde frei. Lass den Satan wittern, lass den Feind erbittern, mir steht Jesus bei. Ob es itzt gleich kracht und blitzt, ob gleich Sünd und Hölle schrecken, Jesus will mich decken. |
Under your shadow I am free from the storms of all enemies. Let Satan nose about, let the enemy be exasperated: Jesus stands by me. Though it now crashes and flashes, though sin and hell terrify me, Jesus will cover me. |
Strophe 2 aus »Jesu, meine Freude« von Johann Franck 1653 | |
Lesung |
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Das Gleichnis vom barmherzigen Samariter | The parable of the good Samaritan |
Es stand ein Gesetzeslehrer auf, der wollte Jesus auf die Probe stellen und sprach: Meister, was muss ich tun, dass ich das ewige Leben ererbe? Jesus aber sprach zu ihm: Was steht im Gesetz geschrieben? Was liest du? Er antwortete und sprach: Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele und mit all deiner Kraft und deinem ganzen Gemüt, und deinen Nächsten lieben wie dich selbst. Jesus aber sprach zu ihm: Du hast recht geantwortet; tu das, so wirst du leben! Der Gesetzeslehrer aber wollte sich selbst rechtfertigen und sprach zu Jesus: Wer ist denn mein Nächster? | On one occasion an expert in the law stood up to test Jesus. »Teacher,« he asked, »what must I do to inherit eternal life?« »What is written in the Law?« he replied. »How do you read it?« He answered, »Love the Lord your God with all your heart and with all your soul and with all your strength and with all your mind; and, Love your neighbor as yourself.« »You have answered correctly,« Jesus replied. »Do this and you will live.« But he wanted to justify himself, so he asked Jesus, »And who is my neighbor?« |
Da antwortete Jesus und sprach: Es war ein Mensch, der ging von Jerusalem hinab nach Jericho und fiel unter die Räuber; die zogen ihn aus und schlugen ihn und machten sich davon und ließen ihn halb tot liegen. Es traf sich aber, dass ein Priester dieselbe Straße hinabzog; und als er ihn sah, ging er vorüber. Desgleichen auch ein Levit: Als er zu der Stelle kam und ihn sah, ging er ebenfalls vorüber. Ein Samariter aber, der auf der Reise war, kam dahin; und als er ihn sah, jammerte es ihn; und er ging zu ihm, goss Öl und Wein auf seine Wunden und verband sie ihm, hob ihn auf sein Tier und brachte ihn in eine Herberge und pflegte ihn. Am nächsten Tag zog der Samariter zwei Silbergroschen heraus, gab sie dem Wirt und sprach: Pflege ihn; und wenn du mehr ausgibst, will ich dir’s bezahlen, wenn ich wiederkomme. Wer von diesen dreien, meinst du, ist der Nächste geworden dem, der unter die Räuber gefallen war? Der Gesetzeslehrer sprach: Der die Barmherzigkeit an ihm tat. Da sprach Jesus zu ihm: Nun, so geh hin und tu desgleichen! | In reply Jesus said: »A man was going down from Jerusalem to Jericho, when he was attacked by robbers. They stripped him of his clothes, beat him and went away, leaving him half dead. A priest happened to be going down the same road, and when he saw the man, he passed by on the other side. So too, a Levite, when he came to the place and saw him, passed by on the other side. But a Samaritan, as he traveled, came where the man was; and when he saw him, he took pity on him. He went to him and bandaged his wounds, pouring on oil and wine. Then he put the man on his own donkey, brought him to an inn and took care of him. The next day he took out two denarii and gave them to the innkeeper. Look after him, he said, and when I return, I will reimburse you for any extra expense you may have. Which of these three do you think was a neighbor to the man who fell into the hands of robbers?« The expert in the law replied, »The one who had mercy on him.« Jesus told him, »Go and do likewise.« |
Lukas 10, 25–37 | |
Du sollt Gott, deinen Herren, lieben, BWV 77 |
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1. Chor (mit instrumentalem Choral: »Dies sind die heiligen zehn Gebot«) |
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Du sollt Gott, deinen Herren, lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele, von allen Kräften und von ganzem Gemüte und deinen Nächsten als dich selbst. | You shall love God, your Lord, with all your heart, with all your soul, with all your strength and with all you mind, and your neighbour as yourself. |
Lukas 10, 27 | |
4. Rezitativ | |
Tenor (Christian Mücke) Gib mir dabei, mein Gott! ein Samariterherz, dass ich zugleich den Nächsten liebe und mich bei seinem Schmerz auch über ihn betrübe, damit ich nicht bei ihm vorübergeh und ihn in seiner Not nicht lasse. Gib, dass ich Eigenliebe hasse, so wirst du mir dereinst das Freudenleben nach meinem Wunsch, jedoch aus Gnaden geben. |
Grant me besides, my God, the heart of a samaritan, that I may also love my neighbour and in his pain be distressed over him, so that I do not pass him by and leave him in his need. Grant that I may hate self-love, then you will one day grant me the life of joy according to my wish, yet out of grace. |
5. Arie | |
Alt (Franziska Markowitsch) Ach, es bleibt in meiner Liebe lauter Unvollkommenheit! Hab ich oftmals gleich den Willen, was Gott saget, zu erfüllen, fehlt mirs doch an Möglichkeit. |
Ah, there remains in my love nothing but imperfection! Though the will may be quite present in me to fulfil what God says, yet I lack the ability. |
6. Choral | |
Du stellst, mein Jesu, selber dich zum Vorbild wahrer Liebe. Gib mir auch Gnad und Kraft, dass ich Gott und den Nächsten liebe, dass ich bei allem, wo ich kann stets lieb und helfe jedermann nach deinem Wort und Weise. |
Lord Jesus, you have made yourself a model of true loving: Now grant that I may follow this and love of neighbour practise, that I, in every way I can, love, trust, and help to ev’ryone, as I should wish, may offer. |
Strophe 8 aus »Wenn einer alle Ding verstünd« von David Denickes (1657) | |
Lesung |
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Das Gleichnis vom unehrlichen Haushalter | The Parable of the Shrewd Manager |
Jesus sprach zu den Jüngern: Es war ein reicher Mann, der hatte einen Verwalter; der wurde bei ihm beschuldigt, er verschleudere ihm seinen Besitz. Er ließ ihn rufen und sprach zu ihm: Was höre ich da von dir? Leg Rechenschaft ab über deine Verwaltung; denn du kannst nicht länger Verwalter sein. Da sprach der Verwalter bei sich selbst: Was soll ich tun? Mein Herr nimmt mir das Amt; harte körperliche Arbeit kann ich nicht tun, auch schäme ich mich zu betteln. Ich weiß, was ich tun will, damit die Leute mich in ihre Häuser aufnehmen, wenn ich von dem Amt abgesetzt werde. | Jesus said to the disciples: »There was a rich man who had a manager, and charges were brought to him that this man was wasting his possessions. And he called him and said to him: What is this that I hear about you? Turn in the account of your management, for you can no longer be manager. And the manager said to himself: What shall I do, since my master is taking the management away from me? I am not strong enough to dig, and I am ashamed to beg. I have decided what to do, so that when I am removed from management, people may receive me into their houses. |
Und er rief zu sich die Schuldner seines Herrn, einen jeden für sich, und sprach zu dem ersten: Wie viel bist du meinem Herrn schuldig? Der sprach: hundert Fass Öl. Und er sprach zu ihm: Nimm deinen Schuldschein, setz dich hin und schreib flugs fünfzig. Danach sprach er zu dem zweiten: Du aber, wie viel bist du schuldig? Der sprach: hundert Sack Weizen. Er sprach zu ihm: Nimm deinen Schuldschein und schreib achtzig. Und der Herr lobte den ungerechten Verwalter, weil er klug gehandelt hatte. Denn – sagte er – die Kinder dieser Welt sind unter ihresgleichen schlauer als die Kinder des Lichts. Und ich sage euch: Nutzt den ungerechten Mammon, das Geld, an dem so viel Unrecht haftet, um euch Freunde zu machen! Dann werdet ihr in die ewigen Wohnungen aufgenommen, wenn diese Welt zu Ende geht. |
So, summoning his master’s debtors one by one, he said to the first: How much do you owe my master? He said: A hundred measures of oil. He said to him: Take your bill, and sit down quickly and write fifty. Then he said to another: And how much do you owe? He said: A hundred measures of wheat. He said to him: Take your bill, and write eighty. The master commended the dishonest manager for his shrewdness. For the sons of this world are more shrewd in dealing with their own generation than the sons of light. And I tell you, make friends for yourselves by means of unrighteous wealth, so that when it fails they may receive you into the eternal dwellings. |
Wer im Geringsten treu ist, der ist auch im Großen treu; und wer im Geringsten ungerecht ist, der ist auch im Großen ungerecht. Wenn ihr nun mit dem ungerechten Mammon nicht treu seid, wer wird euch das wahre Gut anvertrauen? Und wenn ihr mit dem fremden Gut nicht treu seid, wer wird euch geben, was euer ist? Kein Knecht kann zwei Herren dienen: Entweder er wird den einen hassen und den andern lieben, oder er wird an dem einen hängen und den andern verachten. Ihr könnt nicht Gott dienen und dem Mammon. | One who is faithful in a very little is also faithful in much, and one who is dishonest in a very little is also dishonest in much. If then you have not been faithful in the unrighteous wealth, who will entrust to you the true riches? And if you have not been faithful in that which is another’s, who will give you that which is your own? No servant can serve two masters, for either he will hate the one and love the other, or he will be devoted to the one and despise the other. You cannot serve God and money.« |
Lukas 16, 1–13 | |
Herr, gehe nicht ins Gericht mit deinem Knecht, BWV 105 |
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1. Chor | |
Herr, gehe nicht ins Gericht mit deinem Knecht. Denn vor dir wird kein Lebendiger gerecht. |
Lord, do not enter into judgement with your servant! For before you no man living shall be justified. |
Psalm 143, 2 | |
2. Rezitativ | |
Alt (Hildegard Rützel) Mein Gott, verwirf mich nicht, indem ich mich in Demut vor dir beuge, von deinem Angesicht. Ich weiß, wie groß dein Zorn und mein Verbrechen ist, dass du zugleich ein schneller Zeuge und ein gerechter Richter bist. Ich lege dir ein frei Bekenntnis dar und stürze mich nicht in Gefahr, die Fehler meiner Seelen zu leugnen, zu verhehlen. |
My God, do not cast me away – as I bow down before you in humility – from your countenance. I know how great is your fury and my offence, that you are at once a swift witness and a righteous judge. I make a free acknowledgement to you and do not fall into this danger: The failings of my soul to deny, to hide! |
3. Arie | |
Sopran (Anja Petersen) Wie zittern und wanken der Sünder Gedanken, indem sie sich untereinander verklagen und wiederum sich zu entschuldigen wagen. So wird ein geängstigt Gewissen durch eigene Folter zerrissen. |
How the tremble and waver, the thoughts of sinners, as they accuse one another and again dare to excuse themselves. Thus a frightened conscience is torn on its own rack. |
4. Rezitativ | |
Bass (Johannes Schendel) Wohl aber dem, der seinen Bürgen weiß, der alle Schuld ersetzet, so wird die Handschrift ausgetan, wenn Jesus sie mit Blute netzet. Er heftet sie ans Kreuze selber an, er wird von deinen Gütern, Leib und Leben, wenn deine Sterbestunde schlägt, dem Vater selbst die Rechnung übergeben. So mag man deinen Leib, den man zum Grabe trägt, mit Sand und Staub beschütten, dein Heiland öffnet dir die ewgen Hütten. |
But happy is he who knows his guarantor: That makes amends for all his guilt; thus the handwriting of ordinances is blotted out when Jesus sprinkles it with his blood. He himself nails it to the Cross; the account of your possessions, body and life, when the hour of your death strikes, he himself will deliver to the Father. Thus when they carry your body to the grave let them cover it with sand and dust, for the Saviour opens up for you the everlasting habitations. |
5. Arie | |
Tenor (Shimon Yoshida) Kann ich nur Jesum mir zum Freunde machen, so gilt der Mammon nichts bei mir. Ich finde kein Vergnügen hier bei dieser eitlen Welt und irdischen Sachen. |
If only I can make Jesus my friend, mammon will be worth nothing to me. I find no pleasure here in this idle world and among earthly things. |
6. Choral | |
Nun, ich weiß, du wirst mir stillen mein Gewissen, das mich plagt. Es wird deine Treu erfüllen, was du selber hast gesagt: dass auf dieser weiten Erden keiner soll verloren werden, sondern ewig leben soll, wenn er nur ist Glaubens voll. |
Now I know that you will still my conscience that torments me. Your faithfulness will fulfil what you yourself have said: That on this wide earth no one shall be lost but shall live for ever, if he be but full of faith. |
Strophe 11 aus »Jesu, der du meine Seele« von Johann Rist 1641 | |
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[Septembertestament]. Vuittemberg 1522
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