Zum Sterben schön – Kantaten auf Estomihi und den 16. Sonntag nach Trinitatis
Die Themenkreise Vergänglichkeit, Sterben, Tod und ewiges Leben sind Dauerbrenner in Bachs Kantatenwerk. Im Besonderen gilt dies für eine Reihe von Kantaten, die Bach auf Sonntage komponierte, an denen die biblischen Lesungstexte von spektakulären Heilungen und Totenerweckungen Jesu berichten. Ganz der Auslegungstradition Luthers folgend, wird der Tod hier nicht als der traurige Abschluss eines Menschenlebens, sondern das Sterben als ein lohnender Transformationsprozess dargestellt, an dessen Ende Jesus die gläubige Seele im Paradies erwecken wird: »Christus, der ist mein Leben, Sterben ist mein Gewinn«, »Willkommen! will ich sagen, wenn der Tod ans Bette tritt«, »Ach, schlage doch bald, selge Stunde«, »... Ach ruft mich bald, ihr Sterbeglocken, ich bin zum Sterben unerschrocken, weil mich mein Jesus wieder weckt.« – Der Thomaskantor Bach setzte diese Texte auf unerreichte Weise in Musik. Ja, mit jeder Note und ergreifender klanglicher Sensibilität gelingt es Bach in diesen Meisterwerken zuverlässig, seinen Zuhörer*innen die Existenz des Himmelreichs ziemlich plausibel zu machen. Wir sind uns sicher: In den Interpretationen der Bach-Instanzen Sir John Eliot Gardiner und Diego Fasolis wird die unglaubliche Schönheit dieser Werkgruppe auch im Bachfest deutlich werden. Diese Musik ist schlicht zum Sterben schön!
Trauer in Freude transformieren – Kantaten auf Jubilate
Der Trost, den Bachs Musik auszustrahlen vermag, kommt auf besondere Weise in den Kantaten auf den Sonntag Jubilate zum Ausdruck. Die Stücke sind musikalische Reflektionen auf jene verstörenden Reden, mit denen Jesus die Jünger auf seinen bevorstehenden Abschied hinweist: »Ihr aber werdet traurig sein, doch eure Traurigkeit soll in Freude verkehrt werden!« Genau dies ist in Bachs drei Jubilate-Kantaten Programm: Bach verwandelt unüberwindbar erscheinende Trauer, dargestellt in atemberaubenden Eingangschören, im Verlauf der Kantaten in ansteckende Freude – und bietet damit einige seiner schönsten Belege für wahrhaft »erbauliche Kirchenmusik«! Könnte es einen ›passenderen‹ Gegenstand für John Eliot Gardiners lang ersehntes Bachfest-Comeback geben?
Kantaten auf den 10. Sonntag nach Trinitatis und das Michaelisfest
Die biblischen Berichte über Jesu Vision von der Zerstörung Jerusalems sowie die Schilderung des siegreichen Kampfes des Erzengels Michael mit dem Teufel haben Bach ebenfalls zu einer Serie von Kantaten-Edelsteinen animiert. Sie eint eine unglaubliche Virtuosität, die Bach seinen Sänger*innen abfordert, um die göttliche Strafe und den Kampf mit dem höllischen Drachen in Klang zu verwandeln. Den Michaeliskantaten hingegen ist eigen, dass das Zelebrieren der himmlischen Heerscharen immer auch mit einem Danklied an die Schutzengel verbunden wird – nicht zuletzt, weil diese uns auch auf unserer letzten Reise treulich begleiten sollen: »Bleibt, ihr Engel, bleibt bei mir« (aus BWV 19) – unter Bachs Feder wurde daraus die vielleicht berührendste aller seiner Arien. Im Zyklus ergibt sich die Chance, diese Kantaten-Preziosen in der einmaligen Unmittelbarkeit des englischen Ensembles Solomon’s Knot zu erleben. Und dass die Aufführung von Bachs aufwendigsten musikalischen Strafgerichten zusammenkommt mit dem Bachfest-Debüt der gefeierten Cappella Mediterranea unter Leonardo García Alarcón, darf ebenfalls als ein Glücksfall angesehen werden!
Kantaten zum Sonntag Jubilate
Fr, 13. Juni / 20.00 h / Nikolaikirche / No 20
J. S. Bach: Weinen, Klagen, Sorgen, Zagen, BWV 12 · Ihr werdet weinen und heulen, BWV 103 · Wir müssen durch viel Trübsal, BWV 146
Solisten, The Constellation Choir & Orchestra, Leitung: Sir John Eliot Gardiner Karten hier
Kantaten zum 16. Sonntag nach Trinitatis
Sa, 14. Juni / 20.00 h / Thomaskirche / No 43
J. S. Bach: Liebster Gott, wenn werd ich sterben, BWV 8.1 · Wer weiß, wie nahe mir mein Ende, BWV 27 · Christus, der ist mein Leben, BWV 95 · Komm, du süße Todesstunde, BWV 161
Solisten, The Constellation Choir & Orchestra, Leitung: Sir John Eliot Gardiner Karten hier
Kantaten zum 10. Sonntag nach Trinitatis
So, 15. Juni / 17.00 h / Thomaskirche / No 64
J. S. Bach: Schauet doch und sehet, ob irgendein Schmerz sei, BWV 46 · Herr, deine Augen sehen nach dem Glauben, BWV 102 · Nimm von uns, Herr, du treuer Gott, BWV 101
Sophie Junker (Sopran), Christopher Lowrey (Altus), Valerio Contaldo (Tenor), Andreas Wolf (Bass), Chœur de Chambre de Namur, Cappella Mediterranea, Leitung: Leonardo García Alarcón Karten hier
Kantaten zum Sonntag Estomihi
Fr, 20. Juni / 20.00 h / Nikolaikirche / No 158
J. S. Bach: Jesus nahm zu sich die Zwölfe, BWV 22 · Du wahrer Gott und Davids Sohn, BWV 23 · Herr Jesu Christ, wahr’ Mensch und Gott, BWV 127 · Sehet, wir gehn hinauf gen Jerusalem, BWV 159
Lydia Teuscher (Sopran), Margot Oitzinger (Alt), Bernhard Berchtold (Tenor), Henryk Böhm (Bass), Coro della Radiotelevisione svizzera, I Barocchisti, Leitung: Diego Fasolis Karten hier
Kantaten zum Michaelisfest
So, 22. Juni / 15.00 h / Nikolaikirche / No 200
J. S. Bach: Nun ist das Heil und die Kraft, BWV 50 · J. C. Bach: Es erhub sich ein Streit · J. S. Bach: Es erhub sich ein Streit, BWV 19 · Herr Gott, dich loben alle wir, BWV 130.1 · Man singet mit Freuden vom Sieg, BWV 149
Solomon’s Knot Karten hier
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